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Rund um den Wetzstein

Der Rundwanderweg „Rund um den Wetzstein“ führt auf 7 bzw. 12 km langen Strecken durch den südlichen Teil der Gilserberger Höhen fast ausschließlich durch Wald. Die Rundwanderwege sind ganzjährig begehbar. Zwei Schutzhütten und zahlreiche Bänke laden am Wegesrand zu Ruhepausen ein. Beide Wanderstrecken führen entlang des Oberlaufs des Hatzbachs vorbei an zwei Teichen.

Start und Ziel des Wanderweges sind am Waldwanderparkplatz am Georgsteich zwischen Hatzbach und Speckswinkel.

Schon nach wenigen Metern wird der idyllische Georgsteich erreicht, der bereits um 1712 beim Bau der nahegelegen Wolfsmühle angelegt wurde, da der Hatzbach nicht ausreichend Wasser zum Antrieb eines Mühlrades führte. Seinen Namen hat der Teich von dem früheren Besitzer der Wolfsmühle Georg Wolf erhalten, nach dem auch die Mühle benannt worden ist. Nachdem in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts beide Mühlen ihren Betrieb einge-stellt hatten, verlor der Georgsteich seine ursprüngliche Bedeutung. Er dient heute als Löschwasserreservoir und bietet vielen Wasservögeln Lebensraum. Eine Erläuterungstafel erklärt das Leben im und am Teich.

Beide Wanderwege führen auch in das Quellgebiet des Hatzbachs, das besonders von Mitte Juni bis Ende Juli beeindruckend ist, wenn dort das seltene Wollgras mit seinen weißen Blüten das Moor in einen weißen Teppich verwandelt.

Nach einem Plan des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1710 sollte der Hatzbach zu einem schiffbaren Kanal ausgebaut werden und den Rhein mit der Weser verbinden. Die Wanderwege führen an die Stelle, an der der Kanal die Rhein-Weser-Wasserscheide überwinden sollte. Hier erläutert eine Informationstafel, wie ausreichend Wasser zur Überwindung der Wasserscheide herangeleitet werden sollte. Es fehlten allerdings die finanziellen Mittel um dieses ehrgeizige Projekt zu verwirklichen und so plätschert der Hatzbach weiterhin in seinem natürlichen Bachbett.

Die Wanderwege führen auch auf einem alten Grenzweg an der früheren Grenze zwischen dem Kurfürstentum Mainz und der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Hier stehen noch einige gut erhaltene Grenzsteine aus dem Jahr 1756. Diese wurden aufgestellt, nachdem 1756 im Vertrag von Schröck jahrhundertelange Grenzstreitigkeiten zwischen Kurmainz und Hessen-Kassel beigelegt worden sind. Die dort endgültig festgelegte Grenze wurde mit 1406 Grenzsteinen versteint, die zum Teil auf der hessischen Seite den hessischen Löwen und auf der kurmainzer Seite das Mainzer Rad tragen. 1803 kamen dann die mainzischen Gebiete zu
Hessen-Kassel und die Grenze gehörte der Vergangenheit an.

Auf naturbelassenen Waldwegen führen beide Wanderwege entlang der früheren Grenze mit vielen Grenzsteinen hinauf zur Rhein-Weser-Wasserscheide, wo ein dreieckiger Erdhügel als seltene Grenzmarkierung aus dem 16. Jahrhundert zu sehen ist. Hier befand sich von 1567 bis 1602 ein Dreiländereck, an dem die Grenzen der Landgrafschaften Hessen-Kassel und Hessen-Marburg und des Kurfürstentums Mainz aufeinanderstießen. Informationstafeln am Wanderweg informieren über die Entstehung und Entwicklung der Grenze, den vor rund 250 Jahren dort blühenden Kaffee-Schmuggel, den Grenzschutz und vieles mehr.

Die 12-km-Wanderstrecke führt den Wanderer zusätzlich zu einer vorchristlichen Kultstätte, deren religiöse Bedeutung sich bis heute in den Ortsbezeichnungen erhalten hat. Die Namen Nadelöhr und Wetzstein deuten auf eine vorchristliche Kultstätte hin. Die Germanen vollzogen ihre Gottesdienste in heiligen Hainen, an besonderen Bäumen, an Quellen und auf Bergen. Der gewetzte Steinstaub von dem Gott Wodan geweihten Steinen, sogenannten Wetzsteinen, galt als heilig. Auf dem Wetzstein wurde vermutlich solcher Steinstaub gewetzt. Der Name Nadelöhr weist auf einen alten heiligen Baum hin. Nadelöhre hatten im Glauben der Germanen eine besondere Bedeutung. Als Nadelöhre bezeichnete man Bäume mit schlitzartigen Öffnungen nicht weit über den Erdboden. Das Durchkriechen eines solchen Baumes versprach Heilung und Gesundheit. Noch auf einer Karte vom Anfang des 18. Jahrhunderts war ein solcher Baum am Nadelöhr eingezeichnet. Informationstafeln informieren am Nadelöhr und am Wetzsteinborn über die vorchristliche Kultstätte auf und um den Wetzstein.

Außerdem ist in die längere Tour ein Waldlehrpfad integriert. Hinweistafeln erläutern den Lebensraum Wald und machen die Wanderung auch zu einem naturkundlichen Erlebnis. Direkt am Wanderweg ist auch eine 2011 gepflanzte Elsbeere zu sehen. Eine Informationstafel daneben informiert über den seltensten Baum Deutschlands. Der kurvenreichen Hochgesangsweg am Westhang des Wetzsteins gehört mit seinen steilen Abhängen links und rechts des Weges zu den besonders reizvollen Teilen des Wanderweges.

Der Wanderweg „Rund um den Wetzstein“ ist der viertbeliebteste Wanderweg der Hessen. Dies hat das hr-fernsehen für die Sendung „Die beliebtesten Wanderwege der Hessen“ ermittelt, die am 3. Oktober 2013 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Insgesamt 30 Wanderwege hatte das hr-fernsehen zuvor in einer Abstimmung zur Wahl gestellt.

Die Wanderung „Rund um den Wetzstein“ wird auch für das Internationale Volkssportabzeichen gewertet. Starkarten hierzu bekommt man im Café Bubenheim, Niederkleiner Str. 40, 35260 Stadtallendorf, Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 6.00 – 18.00 Uhr, Sa. 6.00 – 13.00 Uhr, So. 7.00 – 17.00 Uhr.